"Auf´s Bauchgefühl hören und als Familie sein eigenes Tempo finden"
Marcel alias “Dad of Lotta” lässt uns auf Instagram an seinem Leben als Vater von Tochter Lotti teilhaben. Offen und ehrlich spricht er über Glücksgefühle, Lernprozesse und was #imeigenentempo für seine Familie bedeutet. Selten bekommt man solche emotionalen Einblicke, wie man auch als Vater die Hürden des Elternseins im eigenen Tempo meistern kann. Das Papaleben erfüllt ihn so sehr, dass er eine eigene Dad-Klamotten-Kollektion entworfen hat.
Was bedeutet #imeigenentempo für eure Familie? Warum ist euch die Botschaft so wichtig?
Marcel: #Imeigenentempo ist für uns ein tagtäglicher Lernprozess. Die Entwicklungsschritte unserer Tochter Lotti jeden Tag mitzuerleben und die Fortschritte zu sehen ist ein wahnsinniges Gefühl. Das als Eltern zu verstehen, zu realisieren aber auch zu akzeptieren, dass sie sich in ihrem eigenen Tempo entwickelt, ist besonders wichtig. Wir als Eltern können das nicht direkt beeinflussen, sondern ihr nur das Wichtigste mit auf den Weg geben.
Auf Instagram zeigst du dich recht offen und ehrlich. Wie sehr hat dich deine Tochter verändert?
Marcel: Ich bin definitiv ruhiger geworden. Ein Kind erdet einen, egal wie viel Stress man hat, das Kind holt einen trotz allem immer wieder runter. Die Liebe, die man von Kindern bekommt, minimiert jede Stress- oder Konfliktsituation. Egal ob man Mama oder Papa ist – die Geburt eines Kindes und das Verfolgen seiner Entwicklung ist für mich das größte aller Gefühle.
Was ist das größte Geschenk am Elternsein und was ist gleichzeitig die schwierigste Aufgabe daran?
Marcel: Das größte Geschenk ist, dass man seinem Kind Dinge mit auf den Weg geben kann, die man in seiner eigenen Kindheit nicht gesehen hat oder bei denen man sich missverstanden gefühlt hat. Natürlich ertappt man sich dann doch hin und wieder einmal dabei, wie man doch mehr und mehr zu den eigenen Eltern wird (lacht). Das Schöne ist, dass man seinem Kind in seiner Entwicklung etwas mit an die Hand geben kann. Natürlich kann man es nicht verändern und viele Dinge nicht erzwingen, aber man kann dem Kind den Weg zeigen – und das ist spannend.
Das schwierigste ist für mich der Schlaf, der einem fehlt (lacht).
Du sagst, dass man ein Kind nicht verändern kann, sondern ihm lediglich etwas mit auf den Weg geben kann. Passiert es dennoch, dass ihr euch manchmal dabei ertappt, euch mit anderen zu vergleichen? Wie schafft ihr es, euch davon nicht stressen zu lassen?
Marcel: Definitiv kommen auch wir in solche Situationen, ich glaube, davon kann sich keiner freimachen. Wir schaffen das zum Glück ein Stück weit. Wir sind locker genug, um nicht ständig nach links und rechts zu schauen – unser Kind findet seinen eigenen Weg, es kann was es kann und es kann auch eben manche Dinge nicht. Wir müssen aufhören, uns gegenseitig so einen Druck aufzubauen, sei es über Social Media oder durch sämtliche Förderungsgruppen und -angebote.
Nicht nur als Eltern, sondern auch als Gesellschaft machen wir uns heutzutage unmenschlich kaputt mit dem Druck. Die Zeit hat sich so verändert, Selbstoptimierung steht in allen Bereichen im Vordergrund. Für Eltern ist es einfach wichtig, ruhig zu bleiben. Unsere Tochter ist schon mit einem Jahr in die Krippe gekommen, das hat ihr bei der Entwicklung wahnsinnig viel gebracht. Sie musste sich integrieren lernen und sich ein Stück weit auch beweisen. Dennoch gibt es bestimmte Dinge, bei der sie die „Norm“ nicht erfüllt.
Was waren eure größten Hürden, die euch erstmal davon abgehalten haben euer eigenes Tempo zu leben?
Marcel: Die einzige Hürde, wenn man die sozialen Medien einmal rauslässt, sind wohl die eigenen Eltern. Die eigenen Eltern haben es ja immer besser gemacht, sie wissen auch immer alles sofort und alles besser. Gerade am Anfang gab es bei uns oft Streit. Man muss lernen, die Dinge ruhiger angehen zu lassen oder in bestimmten Fällen auch auszublenden und seinen eigenen Weg zu gehen. Nur gemeinsam mit dem Kind kann man das eigene Tempo entwickeln. Deshalb liegt mir die Kampagne auch am Herzen, sie zeigt nicht diese rosa Instagram-Glitzerwelt, sondern ruft dazu auf, auf seine eigene Stimme zu hören, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und sein eigenes, individuelles Tempo zu entwickeln.
Wie schaffst du es, die vielen Meinungen bezüglich Elternsein und Erziehung auszublenden und dabei ganz bei euch zu bleiben?
Marcel: Ich bin eigentlich ein sehr gelassener Typ. Natürlich treffen mich manche Kommentare oder regen mich zum Nachdenken an. Ein gutes Beispiel dafür ist das Thema Tablet/ Smartphone zur „Ruhigstellung“ von Kindern, beim Autofahren beispielsweise. Dazu muss ich ehrlich sagen, auch wenn ich die Debatte ganz klar verstehe: Wir hatten ein Schreikind beim Autofahren und nichts konnte helfen. Irgendwann waren wir mit dem Latein am Ende und mussten eine Lösungen finden.
In meinen Augen muss man an dieser Stelle so offen und fair gegenüber den Eltern sein und sagen: „Wenn das für euch die Lösung ist, dann akzeptieren wir das so“. Wir als Eltern müssen dann natürlich auch darüber stehen, wenn wir negative Nachrichten bekommen. Beim Thema Elternsein gibt es für mich nicht dieses stumpfe „Rechthaben”. Jedes Kind ist anders, jeder Alltag ist anders.
Welche konkreten Tipps möchtet ihr anderen Eltern weitergeben, die helfen und ermutigen ihr „eigenes Tempo” zu leben?
Marcel: Ruhig bleiben! Und auf sein Bauchgefühl hören. Ich weiß, dass das nicht einfach ist, wenn das Kind schreit und man zunächst keine Ursache ausmachen kann. Am Anfang muss man oft ausprobieren. Wir sind schließlich Eltern, keine Ärzte. Man darf nicht zu schnell in Panik verfallen, oft lösen sich die Dinge und sind weniger schlimm, als man zunächst denkt.
Deshalb ist mein und unser Credo: Einfach mehr auf sich selber hören und ruhig bleiben – und dann wird am Ende alles gut!
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